Museen und Gedenkstätten sind seit sieben Wochen wieder geschlossen, eine Änderung ist nicht in Sicht. Doch der zweite Lockdown ist anders als der erste: Er kam nicht überraschend. Diesmal gibt es sogar Bundesmittel für Solo-Selbstständige. Die „Novemberhilfe“ kann noch bis zum 31.1.2021 beantragt werden. Der Antrag ist schnell ausgefüllt und der Bescheid kommt sofort. Es ist nicht viel und sicherlich keine Lösung, aber vielleicht eine kleine Finanzspritze zum Jahresabschluss. Viel mehr ist nicht drin. (Generell empfehlenswert zum Thema Corona-Hilfen für Solo-Selbstständige ist das FAQ von verdi)

Der größte Unterschied zum ersten Lockdown ist das Verhalten der Einrichtungen: Werk- und Honorarverträge, Online-Formate, Ausfallhonorare – was während des ersten Lockdowns noch die Ausnahme war, wird langsam zur Regel. Die Leitungsebene von Museen und Gedenkstätten nimmt die Verantwortung für freie Mitarbeiter*innen zunehmend an. Und die Zuwendungsgeber*innen stellen sich seltener in den Weg.

Das ist sicherlich auch ein Ergebnis der vielen Gespräche, die wir in den letzten Monaten geführt haben. Langsam wächst sogar die Einsicht, dass die Krise Probleme verschärft, die bereits vorher da waren: Der Landesverband der Museen zu Berlin hat endlich unsere Forderungen aufgegriffen und anerkannt, dass es für die freien Mitarbeiter*innen „dringend nachhaltige Lösungen“ braucht…

…deshalb müssen wir dranbleiben!

Im kommenden Jahr finden die Wahlen zum Bundestag und dem Berliner Abgeordnetenhaus statt. Die Parteien schreiben ihre Programme und starten in den Wahlkampf. Wenn wir grundsätzliche Änderungen durchsetzen wollen, dann jetzt!

Unsere AG „Kernforderungen“ hat sich auf vier Forderungen geeinigt, die wir in den Mittelpunkt stellen wollen: (1) eine einrichtungsübergreifende Honorarordnung für Berlin, (2) die Überprüfung und Anpassung der tariflichen Eingruppierungen für Angestellte, (3) einen Weg zur sozialen Absicherung für Freie (z.B. in der KSK) und (4) eine klare Regelung der Umsatzsteuerbefreiung.

Da wir mit substantiellen Forderungen überzeugen wollen, haben wir in den letzten Wochen viel Arbeit in einen Entwurf für eine einrichtungsübergreifende Honorarordnung gesteckt. Eure Meinung dazu interessiert uns sehr! 

Kontrovers diskutiert haben wir, ob wir z.B. fordern, dass sich die Einrichtungen zu einer Mindestbeauftragung verpflichten, mit der dann auch bestimmte Rechte für die “festen Freien” einhergehen. Diesen Weg einer sogenannten “Arbeitnehmerähnlichkeit” haben beispielsweise freie Journalist*innen, aber auch jüngst die VHS-Lehrenden eingeschlagen. Positiv an dem Modell ist, dass die Einrichtungen anteilig Renten-, KV- und Arbeitslosenkassen-Beiträge für uns übernehmen würden und wir damit deutlich besser abgesichert wären. Allerdings unterscheidet uns von den oben genannten Gruppen, dass wir in der Regel für unterschiedliche Auftraggeber tätig sind. Uns würde uns Eure Meinung interessieren: Sollen wir das Modell in unseren Forderungskatalog aufnehmen oder nicht?

Zu diesen Punkten brauchen wir Eure Rückmeldung, also schreibt uns bitte an: 
info@geschichte-wird-gemacht.org

Doch mit dem Aufstellen von Forderungen ist die Arbeit nicht getan – wir müssen sie jetzt erfolgreich kommunizieren.

Dafür brauchen wir eure Unterstützung!

Normalerweise würden wir Flyer drucken, uns Aktionen ausdenken und politische Veranstaltungen belagern. Das fällt leider aus. Deshalb brauchen wir Eure Ideen und Eure Mithilfe.

Wir treffen uns im Plenum jeden zweiten Dienstag im Monat um 19 Uhr per Zoom oder Collocall, das nächste Mal also am 12. Januar 2021. Wenn Ihr daran teilnehmen wollt, schreibt bitte an die oben genannte Mailadresse.

Und noch ein Hinweis:

Allen, die sich ohne viel Aufwand in die Diskussion einarbeiten wollen, sei der Mitschnitt der Podiumsdiskussion unseres 1. Vernetzungstreffens empfohlen. Im Gespräch mit Thomas Lutz (Gedenkstättenforum) und Maja Lasić (MdA, SPD) wurden viele der zentralen Fragen angesprochen.